Die Solidarität für Claus Weselsky bröckelt. Die GDL streikt mal wieder. Jeder – ja auch ich – hat zunehmend einen dicken Hals. Doch ist womöglich der GDL-Vorsitzende der falsche Spieler?
So traurig es ist: Immer mehr Kommentare machen die Runde die sich auf Weselskys ostdeutschen Hintergrund beziehen. Dabei darf dies überhaupt nicht das Kriterium sein. Viel wichtiger: Weselsky ist ein harter Hund. Er hat einen Auftrag als GDL-Vorsitzender. Er hat eine Verantwortung gegenüber den Gewerkschaftlern die ihn gewählt haben. Laut §9 des Grundgesetzes steht die Bildung einer Gewerkschaft auch jedem zu.
Grundgesetz §9, Absatz 3): Das Recht, zur Wahrung und Förderung der Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen Vereinigungen zu bilden, ist für jedermann und für alle Berufe gewährleistet. Abreden, die dieses Recht einschränken oder zu behindern suchen, sind nichtig, hierauf gerichtete Maßnahmen sind rechtswidrig.
Und genau hier kommt die Bahn ins Spiel. Die lehnt sich zurück, bietet Schlichtungen an, aber immer mit dem Zusatz, dass es einen einheitlichen Tarifvertrag geben muss. Damit lehnt die Bahn bereits die Schlichtung wieder ab die sie selber vorgeschlagen hat.
Die GDL könnte in meinen Augen ihren Streik durchaus kreativer gestalten. Zum Beispiel fahren die Züge aber es wird nicht kontrolliert. Oder jeden Tag stehen 2 Stunden die Züge still. Nichts gegen den Streik – aber die Art und Weise ist zunehmend ein Problem für die GDL. Die Solidarität schwindet. Dabei ist sie angebracht.
Weselsky mag der Boss sein, aber es geht auch um das Ziel und die Forderungen. Wenn dies schon am gegenseitigen Charisma der Protagonisten zu scheitern droht, dann wird es keine Fortschritte geben. Die Bahn ist vermeintlich cleverer und äußert sich nicht so oft.
Vielleicht sollte die GDL nun die Taktik etwas umstellen und einen neuen Angreifer bringen. Druck und Einsatz weiter hoch, aber vielleicht mal über die Flügel statt nur mit dem Kopf durch die Mitte?
Und eines darf man auch nicht vergessen: Mehrheitsaktionär der Bahn ist der Bund – also die Bundesregierung. Die freut sich nun und will das sehr umstrittene Tarifeinheitsgesetz durchbringen. Die Frage die sich also anschließt: Wie viel ist der Regierung das Recht der Gewerkschaften noch wert, wenn sie dafür gegen das Grundgesetz verstoßen will wird?
Die Wahrheit über das Tarifeinheitsgesetz – Erklärstück des Marburger Bundes
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