Alemannia_Aachen_Tivoli_Investor_derFriedrichBekommt Alemannia Aachen einen Investor? Noch döst sie vor sich hin, die Diskussion über einen Investor am Tivoli. Keine Frage: die Verantwortlichen der Alemannia haben die Verpflichtung jede Option zu diskutieren – eben auch die Frage ob ein Investor Alemannia weiterbringen kann. Dazu meine Einschätzung.

Die FAN-IG hatte beim Vorsitzenden des Aufsichtsrates Dr. Steinborn nachgefragt. So wie sich die Antwort liest, beschäftigt man sich mit dem Thema nicht nur oberflächlich – und hat etwas, das näher betrachtet werden soll:

Da – wie die letzten beiden Spielzeiten zeigen – aus dem Umfeld Aachens nicht mehr als die ohnehin schon erfreulichen Einnahmen zu generieren, der wirtschaftlich/sportliche Konkurrenzdruck jedoch weiterhin hoch bleibt (siehe z.B. Viktoria Köln), halte ich eine kommerzielle Lösung für sinnvoll. Schließlich muss es uns doch darum gehen, dem Verein eine Perspektive zu geben und wollen wir alle doch bald wieder Profifußball auf dem Tivoli sehen. Ich gehe davon aus, zur nächsten Mitgliederversammlung dazu Konkreteres sagen zu können.

Ein guter Zeitpunkt, sich mit den Gegebenheiten eines Investors auseinanderzusetzen.

Allgemein: Was machen Investoren?

Zunächst sollte darüber gesprochen werden, was ein Investor eigentlich macht: Er gibt jemandem Geld – und will dafür an den Gewinnen beteiligt werden. Vertraglich wird das meistens klar definiert: Bei Gewinn X € bekommt der Investor Y €. Je nach Umfang des investierten Geldes erhält der Investor auch ein Mitspracherecht und damit Einflussnahme. Wie das bei der Alemannia aussehen kann, folgt später im Text.

Damit steht auch fest, dass ein Investor nicht automatisch Geld für neue Spieler und Trainer gibt.  Wie unterschiedlich Investoren im Fußball sein können, zeigen diese Beispiele (zum aufklappen):

 

Wie „gut“ sind Investoren?

Es gibt dazu eine interessante Studie aus dem August 2015 der TU München. 300 europäische Vereine, in denen Investoren aktiv sind, wurden betrachtet. Ganz schnelle Zusammenfassung: Investorengelder erhöhen den Erfolg – machen die Liga aber weniger spannend.

Für Vereine ist es also durchaus lukrativ – die jeweilige Liga muss das allerdings mit anderer Perspektive gesehen werden. Schauen wir doch mal auf die Bundesliga: Platz 1 belegt klar der FC Bayern mit 8 Punkten vor Platz 2 Borussia Dortmund – und dann kommt 15 Punkte später Hertha BSC (die übrigens seit Anfang 2014 mit KKR einen Investor hat).

Investoren können durchaus positive Auswirkungen haben. Angst haben Fans und Fanverbände jedoch vor der schwindenden Mitsprache und der schleichenden Abschaffung der 50+1 Regel. Dazu zähle ich mich im Grunde auch. Doch sind wir mal ganz ehrlich: Der Erfolg hängt in erster Linie mit der Professionalität der kaufmännischen Abteilung zusammen. Kein Investor investiert in ein Kartenhaus, das schnell zusammenbrechen kann. Siegfried Friedrich ist Wirtschaftsprüfer und Steuerberater bei Baker Tilly Roelfs in Hamburg. Die Kanzlei ist vom Fach. Er sagt:

In Drucksituationen können Sie so etwas nicht vernünftig gestalten. Da müssen Sie nehmen, was Sie kriegen können, sonst haben Sie keine Lizenz.

Investor bei Alemannia Aachen

Wie würde sich nun ein Investor bei Alemannia Aachen bemerkbar machen? Gehen wir dazu mal das Szenario durch, wenn die vertragliche Dinge transparent und klar sind, wenn der Investor klar formuliert wie lange sein Investment angedacht ist und wenn er kommuniziert, welche Ziele er verfolgt. Sehr viel „wenn“ – und dann so etwas „der perfekte Investor“. Er bekommt seinen Teil X vom Gewinn.

Einnahmen Alemannia Aachen (Marketing, Sponsoring, Tickets, Logen, etc…)

–          Spieler & Trainer

–          Personal Geschäftsstelle

–          Stadionmiete (In der 3. und 2. Liga wird eine liga-angemessene sechsstellige Staffelmiete gezahlt werden, und ab der zweiten Spielzeit in der 2. Liga käme eine siebenstellige Miete auf Alemannia Aachen zu.)

Doch was bleibt dann vom Gewinn? Der müsste zunächst versteuert werden. Und die Frage ist ja auch: Wie viel Gewinn wird man als Regionalist schon machen können? Die Zahlen der Alemannia Aachen GmbH liegen noch nicht vor.

Alemannia bekommt zuletzt was vom Gewinn

Von einem kleinen Gewinn müsste man also etwas abtreten. Nun, im besten Fall setzt der Investor auf die Karte Zeit und späteren Erfolg. Dann wird es dann wiederum ein bisschen mehr vom Kuchen. Eine Wette, wie sie Alemannia bereits mit einem Herrn Kölmel eingegangen ist. Vom Gewinn wird also der Investor, Herr Kölmel (bei Eintritt der Bedingungen), das Finanzamt und letztlich auch die Stadt Aachen die Hand aufhalten. Machen wir uns nichts vor: Geht es bei der Alemannia bergauf, ist es nur fair und richtig, wenn die Alemannia eine angemessene Miete zahlt – und bei Überschüssen daran denkt, wer sie mit gerettet hat.

Was bleibt unterm Strich?

Die Alemannia müsste Anteile zu einem attraktiven Kurs an einen Investor verkaufen. Doch welchen Preis sollte die Alemannia eigentlich bekommen? Wie viel ist eigentlich 100% Alemannia Aachen wert? Macht man es wie in Hannover, wo man den Buchwert (und damit Kritikern zu Folge den viel zu günstigen Wert) nahm?

So es denn in eine Verhandlung mit einem Investor geht, sollte dies klar sein. Und wieso sollten dann nicht auch Fans Anteile an ihrem Verein kaufen können?

Alemannia Aachen ist auf dem Papier nicht wirklich viel wert. Das tut weh, aber es ist so. Das Stadion gehört der Stadt, der Kader laut Transfermarkt 2,43 Millionen Euro wert. Ob dieser Wert belastbar ist, kann ich nicht beurteilen.

Der eigentliche richtige Wert ist die Marke Alemannia. Die Geschichte und die Fans. Diese Marke dürfte sicherlich nicht mehr den Wert haben wie vor 12 Jahren – und noch gravierender: dieser Wert ist nur sehr sehr schwer in Zahlen zu packen. Der Verein aus Erkelenz-Ost war stand 2015 65 Millionen Euro wert – Alemannia dürfte es im besten Falle 8 – 10 Millionen sein.

Angenommen man würde nun 10% an einen Investor abgeben, dann bekäme man gut eine Million Euro. Wie weit kommt man damit? Was wenn der Investor nach 2 Jahren sein Geld wiederhaben will? Was, wenn für die 10% Forderungen gestellt werden?

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Gerade die Beispiele bei den kleinen Vereinen – nehmen wir doch mal Uerdingen noch mit rein – zeigt: Die Träume sind oft größer als die letztliche Realität. Nur wer als Verein richtig gut ist und was zu bieten hat, der bekommt viel Geld.

Ein Investor bei Alemannia? Viel wird er nicht hinlegen müssen – doch welchen Preis zahlen wir dann dafür? Es hat nichts mit Fußballromantik zu tun, wenn man Investoren skeptisch sieht. Die Wirtschaftskraft der Städteregion Aachen sollte es hergeben eigene Sponsoren zu akquirieren. Sie hat es auch in der Vergangenheit hergegeben. Die Voraussetzung dafür ist dieselbe wie bei einem Investor: Vertrauen und solides Wirtschaften. Vielleicht sollte man damit zunächst anfangen. Nach der Insolvenz hat sich da bereits viel getan – doch Vieles ist beim Alten geblieben….

PS: So ganz einfach dürfte das dann auch nicht mit diesen Damen und Herren werden:

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7 Kommentare

Kristof · 1. März 2016 um 08:49

Hallo Fritz,

danke für Deine Ausführungen.

Ich bin das Thema bislang immer nur irrational angegangen und durch die Brille des Fussballromantikers. Daher habe ich einen Investor bislang kategorisch ausgeschlossen und für mich stand fest: kommt ein neuer Investor, dann geh’ ich nicht mehr hin.

In letzter Zeit schwindet diese Überzeugung aber immer mehr, denn unser geliebter Verein hat viele Probleme die scheinbar unlösbar sind. Es liegen immer noch zuviele Scherben auf verbrannter Erde und ich fürchte dass ein benötigtes Vertrauen kaum wiederhergestellt werden kann. Denn auch aktuell handelne Personen lassen schon fast vermuten “dass es in Aachen garnicht anders geht” als mit Knies, Skandalen und dem guten alten Filz.

Wenn man sich auch die heute handelnen Personen ansieht bestehen da z.T. immer noch freundschaftliche und auch Geschäftsbeziehungen in Richtungen ehemaliger Würdenträger. Ohne da verschwörungstheoretisch herangehen zu wollen könnte man vermuten, dass diese Menschen dann auch ähnliche Ansichten hegen und pflegen.

Anzeichen dafür gibt es und die vielzitierte neue Transparenz ist offensichtlich mit einer dicken Schicht Milchglasfolie überzogen.

Dann gibt es noch die Possen im sportlichen Bereich der letzten Monate die das Bild nochmals mit ein paar Kratzern mehr versehen.

Dazu muss man einfach sagen, dass auch Sponsoren ein Interesse an einem Mehrwert für ihr Unternehmen haben und der ist momentan nur sehr eingeschränkt vorhanden. Es tummeln nur noch immer dieselben Menschen zum Tivoli und medial findet der Verein kaum noch statt. Somit ist der Effekt einer Banden- und/oder Trikotwerbung z.B. sehr überschaubar und lässt sich nur mit Idealismus oder Kalkül (quasi als Reservierungseffekt für bessere Zeiten) erklären. Beides absolut in Ordnung.

Daher habe ich fast die Befürchtung, dass es ohne einen Investor/mehrere Investoren keine Zukunft mehr für die Alemannia in der Nähe des Profifussballs geben wird. Die Stadt Aachen hält unser neugebautes Stadion welches für beide Seiten von Jahr zu Jahr zu einer größeren Belastung für Stadt und Alemannia wird. Ein Aufstieg in die dritte Liga (selbst da ist ein Überleben derzeit nur mit Kraftaufwand möglich und viele Vereine sterben dort einen schleichenden Tod und werden vom schlechten Verhältnis aus Aufwand und Attraktivität/Medienpräsenz aufgezehrt) wird auch von Jahr zu Jahr unwahrscheinlicher weil eben das Geld für einen besseren Kader von Jahr zu Jahr schwerer wird zu akquirieren. Vom NLZ wird man, siehe 2. Mannschaft, erst in vielen Jahren profitieren können, wenn überhaupt.

Die Aussichten sind also nicht besonders rosig und machen mir persönlich Angst vor der alemannischen Zukunft.

Wichtig wäre eben nur bei einem Investor eine entsprechende Vertragsgestaltung zu machen die das Risiko der Alemannia deckelt und verhindert, dass jemand mit Geld kommt und denkt “ich hab früher immer Fussball Manager auf dem PC gespielt, das will ich jetzt mal in der Realität machen” … Wobei mir auch da schon wieder Angst und Bange wird ob der Transparenz und wieviel wir denn tatsächlich über die Ausgestaltung erfahren würden…

Ohje, au weia… Et sieht nich jut aus…

Beste Grüße
Kristof

Friedrich · 1. März 2016 um 09:17

Danke für deinen Kommentar Kristof. Nun, wie ich bereits schrieb: Die Voraussetzungen müssen sich eh noch verbessern. Wenn vertraglich wichtige Dinge passen, dann muss man sehen. Ich befürchte aber, dass wir nicht wirklich viel Geld für den Verkauf bekommen werden – wie viel ist eigentlich der Anteil an der Alemannia wert?!

chris · 2. März 2016 um 08:22

Hi Friedrich,
eine Annahme in deinem Artikel verwundert mich: Warum sollte ein Investor am Gewinn beteiligt werden? Ich kann mich nicht erinnnern, dass jemals ein Investor im Fußball im klassischen Sinne seinen Anteil vom Überschuss kassiert hat. Den gibt es meistens auch gar nicht.
ich kenne da drei Arten von Investoren: Kreditgeber (Kölmel), Mäzene (eigentlich keine Investoren) oder einfache Anteilseigner mit Zusatzpaketen im Sponsoring. Kölmel ist eine kleine Ausnahme. Er hat meistens Pleiteclubs Geld geliehen und sich dann über Anteile an Vermarktungsgeldern versucht die Rückzahlung zu sichern.
Ein Alemannia-Investor sollte aber eher der Typ Anteilseigner sein: Er kauft sich wie in deinem Beispiel 10% und legt vllt für Sponsoring oder als billigen Kredit noch was drauf. Spielt Alemannia irgendwann 1.oder 2. Liga, sind seine 10% ein vielfaches Wert. Ein bisschen also wie Immobilienspekulation.
Macht der Verein aber Murks und seine Aktien gewinnen nicht an Wert, dann schießt er erst Geld nach und dann kriegt er schlechte Laune (Ismaik). Deklariert er nachgeschossenes Geld als Kredit und verliert die Geduld, dann gehen schnell die Lichter aus.

Friedrich · 2. März 2016 um 09:31

Hallo Chris, vielen Dank für dein Feedback!

Nun, deinen Ausführungen kann ich nur zustimmen. Doch ist es bei Anteilseignen auch üblich, dass sie – sofern es einen Gewinn gibt – auch eine Devidende erwarten. Sicher, gerade zu Beginn erwartet man noch keinen Gewinn. Man schafft ja mit dem Investment einen Schritt, um zu einem späteren Zeitpunkt Gewinne zu erwirtschaften. Und selbt wenn es keine Dividende geben sollte: Dann muss Alemannia in diesem Fall Gewinn machen und einen Teil davon zurücklegen, damit sie später Anteile zurücknehmen kann.

So meine Sichtweise.

Wegen der Begrifflichkeiten: Kredite und Sponsoring sind sicher Teil von Investments, doch ein Investor erhält Anteile, während Kredite und Sponsoring kein Mitspracherecht einräumen. Sind wir da gleicher Ansicht?

Chris · 2. März 2016 um 10:26

“Wegen der Begrifflichkeiten: Kredite und Sponsoring sind sicher Teil von Investments, doch ein Investor erhält Anteile, während Kredite und Sponsoring kein Mitspracherecht einräumen. Sind wir da gleicher Ansicht?”

Ja sind wir! Allerdings: Wenn ich den Verein durch Kredite oder Sponsoring von mir abhängig mache, dann kann ich plötzlich auch ganz ohne Anteile mitreden. Der Investor – ganz gleich, was es für einer ist – möchte, dass mit seiner Kohle ordentlich umgegangen wird.
Er wird versuchen so viel Einfluss wie möglich zu bekommen und wohl einen Platz im Aufsichtsrat bekommen (ist m.W.n. bei Bayern auch so) . Und das kann man ihm gar nicht verübeln: So lange ich mich erinnern kann, waren bei der Alemannia in den oberen Ebenen immer ein paar Stümper unterwegs :-).

Allerdings bleibe ich dabei: Eine Gewinnausschüttung kann ein seriöser Investor bei einem Fußballclub nicht wollen. Klar: Ein paar Kreditzinsen müssen sein, Geld hat niemand zu verschenken. Aber jeder Cent, der im Verein bleibt oder in den Verein investiert wird, steigert auch den Wert seiner Anteile (vorausgesetzt das Geld wird von den Stümpern nicht dämlich verschleudert). Wenn der Investor Geld aus dem Verein abzieht, dann sinkt der Wert seiner Anteile. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Audi oder die Allianz Geld vom FC Bayern abzwackt…

Apropos seriöser Investor: Wir Alemanniafans sollten ausschließlich gestandene Konzerne als Investoren genehmigen. Am besten solche, die auch als Partner etwas bewerben wollen und nicht nur ihr Geld bei uns parken. Ähnlich wie bei den Bayern.
Keine Einzelpersonen (Ismaik finde ich total fürchterlich!) und sowieso keine undurchsichtigen Unternehmen irgendwo aus der Karibik.

Mein perfekter Investor sieht so aus: Er kauft Anteile, Banden, Trikotwerbung und von mir aus auch den Stadionnamen. Den Wert seiner Anteile steigert er dadurch, dass er der Alemannia hilft, durch seriöses Wirtschaften wieder nach oben zu kommen. Geld vom Verein verlangt er nicht, denn das bewirkt genau das Gegenteil von dem, was er möchte. Die Anteile, die er jetzt jetzt zum Schnäppchenpreis kauft, sind, wenn die Alemannia wieder zweite oder erste Liga spielt, bestimmt das 7-8fache wert. Dazu kommt der Werbewert für sein Produkt. So ein Investor darf gerne auch eine gewisse Macht im Verein bekommen.

Friedrich · 2. März 2016 um 10:57

Hallo chris, nur eine Anmerkung: Audi, Adidas und Allianz haben Anteile, keine Kredite, beim FC Bayern. Daher macht es schon einen Unterschied. Die Konzerne sind dabei, weil sie kaum Einfluss brauchen, sie brauchen die Marke FC Bayern.

Bei der Definition des perfekten Investors bin ich bei dir. Wenn denn einer kommt, dann gerne wie Du ihn umschreibst.

Es bleiben Fragezeichen – derFriedri.ch · 30. März 2016 um 21:40

[…] des Abends war, wie kaum anders zu erwarten, die eines möglichen Investors. Hier war vor allem Dr. Steinborn der Mann mit dem meisten Redeanteil der Veranstaltung. Der […]

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