Alexis Tsirpas in Deutschland

Bildnachweis: Linksfraktion im Bundestag, flickr http://bit.ly/1yZhydg

In einem offenen Brief vor seiner Wahl (25.01.2015) an die Deutschen erläuterte der neue Griechische Ministerpräsident seine Standpunkte und Ansichten. Im Handelsblatt ist der Brief hinter der Paywall (0,49 €) in einer nicht immer zutreffenden Übersetzung zu finden. In anderen Medien ist er mir hingegen noch gar nicht begegnet. Hier eine Zusammenfassung und übersetzte Passagen.

In dem Brief mit Titel „Open letter to the German readers: That which you were never told about Greece“ (Link zum Originaltext)  geht Tsipras auf die Entwicklung des Rettungspaketes ein, und über die Kritik an den 2010 getroffenen Maßnahmen. Dabei weist er zu Beginn deutlich darauf hin, sich nicht von Vorurteilen lenken zu lassen.

Meine Partei, und Ich persönlich, widersprachen heftig der im Mai 2010 verabschiedeten Kreditvereinbarung – nicht etwa, weil Ihr Deutschen Bürger uns zu wenig Geld gabt, sondern weil Ihr uns mehr, viel mehr gabt als Ihr es hättet tun müssen. Unsere Regierung akzeptierte weit, weit mehr als sie ein Recht dazu gehabt hätte.

Die Rettungsmaßnahmen in hauptsächlich Krediten und Sparzwängen seien von Beginn an zum Scheitern verurteilt. Mehr als „gesunder Menschenverstand“ hätte genügt um zu erkennen, dass man eher „Öl ins Feuer“ gießt als damit ein Land zu retten. Der Fehler sei ebenfalls gewesen, einen insolventen Staat wie eine insolvente Firma zu behandeln.

Tsipras verweist auf die vorher angesprochen und letztlich auch eingetretenen Folgen: Es hat die schwachen und armen Bürger getroffen. Gehaltskürzungen oder Jobverlust waren keine Seltenheit. Auch Firmen trieb dies in den Ruin – doch die reichen und wohlhabenden Unternehmen blieben an der Macht und wurden derweil mächtiger und noch reicher.

Der neue Ministerpräsident wirft der Politik das leugnen mathematischer Tatsachen vor. So gäbe es zwar ein Wirtschaftswachstum, doch steht dem Anstieg des realen Nationaleinkommens um 0,7% eine Inflation von 1,8% gegenüber – was einer weiterhin vorhandenen Rezession entspricht.

Tsipras spricht von einem „fiscal waterboarding“ – fiskalischen Ertränkungsversuchen – dass dafür sogrt, dass Griechenland keine Staatsschulden zurückzahlen kann. Ziel ist die Stabilisierung des Landes, ein ausgeglichener Haushalt und das Ende der Schwächung der Griechischen Steuerzahler. (Anmerkung: Reiche zahlen in Griechenland kaum bis gar keine Steuern)

Was noch schlimmer ist: Auf diese Weise dauerte es nicht lange, bis sich Deutsche gegen Griechen wandten, die Griechen gegen Deutsche – und nicht überraschend, dass das Europäische Ideal katastrophale Schäden erlitt. Deutschland, und insbesondere die hart arbeitenden deutschen Arbeitnehmer haben nichts von einer SYRIZA Sieg fürchten. Das Gegenteil ist der Fall.

Liebe Leser, ich verstehe dass hinter Ihrer Forderung, unsere Regierung solle alle Vertragspflichten erfüllen, eine Angst steckt: Wenn Ihr uns Griechen etwas Luft zum Atmen verschafft werden wir in unsere schlechten, alten Muster zurückfallen. Ich erkenne diese Angst an! [..] Wir sind bereit und willens große Reformen anzugehen – im Auftrag der griechischen Wähler und in Zusammenarbeit mit unseren Europäischen Partnern. Unsere Aufgabe ist die Schaffung eines neuen „Europäischen Deals“, in welchem unser Volk atmen, wachsen und in Würde leben kann.


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