Offener Brief an die Uniklinik Köln
Sehr geehrte Leitung der Blutspendezentrale der Uniklinik Köln,
am vergangenen Freitag, 08.07.2022, hatte ich einen Termin als Erstspender bei Ihnen. Zusammen mit meiner Frau hatte ich es endlich durchgezogen und in einem freien Zeitfenster einen Termin vereinbart. Blut spenden jetzt habe ich zu lange vor mir hergeschoben und hatte nach einem empfohlenen reichhaltigen Frühstück das gute Gefühl, etwas Überfälliges zu tun.
Ihr Team in der Kerpener Straße hat uns freundlich und empfangen und professionell betreut. Doch als ich dann bei der Ärztin zum Vorgespräch im Zimmer war, wurde mir gesagt, dass ich nicht spenden dürfte: Ich hatte vor zwei Wochen einen Magen-Darm-Infekt und da gelten vier Wochen Abstandspflicht.
Dies wissen Sie.
Ich nicht.
Und es steht auch nicht auf Ihren Webseiten und auf den Unterlagen, die Erstspender*innen zu Beginn bekommen und vorab online lesen können.
Am Freitag konnte ich trotz voller Motivation keinen Milliliter Blut spenden. Eine Stunde in der Ihr Team und auch ich Sinnvolleres hätten tun können. Mich hat dies sehr verärgert, da es vermeidbar gewesen ist.
Ich verließ sehr enttäuscht ihre Räumlichkeiten. Ich fühlte mich um meine Zeit betrogen und meine Kritik und Enttäuschung habe ich der Ärztin geschildert. Sie nahm dies professionell auf – war aber die falsche Ansprechpartnerin.
Sie wissen um Informationen und Abläufe, Patient*innen und Erstspender*innen nicht. Daher konkret ein Vorschlag, zu den Ausschlusskriterien, die bitte auf die Startseite und in die Terminbestätigung gehören:
Hier in rot ergänzt zu ihren Punkten (http://transfusionsmedizin.uk-koeln.de/blutspendezentrale/fuer-blutspender/erstspender/zulassungskriterien)
Vorübergehend dürfen Sie kein Blut spenden,
- bei Erkältungskrankheiten oder Fieber in den letzten x Tagen
- nach Durchfallerkrankungen frühestens nach 4 Wochen
- bei zahnärztlicher Behandlung in den letzten x Tagen
- bei Symptomen von Allergien (zum Beispiel Heuschnupfen) in den letzten x Tagen
- nach
AntihistaminikaEinnahme von Antihistaminika oder Antibiotika – 3 Tage nach der letzten Einnahme - nach Einnahme von Schmerzmitteln – 24 Stunden
- nach Krankheiten, Verletzungen, Unfällen, Operationen und kleineren medizinischen Eingriffen (bitte rufen Sie uns dazu unter Telefon +49 221 478-4805 an, hier muss ggf. im Detail geprüft werden)
- nach einem Zeckenbiss – 8 Wochen
- nach Tätowierungen, Piercing, Ohrlöcher, permanentes Make-up, Branding in den letzten vier Monaten
- Besuch eines Malaria – Endemiegebietes
(unter 6 Monaten) fürinnerhalb der letzten sechs Monate - sechs Monate nach einer Schwangerschaft bzw. sechs Monate nach der Stillzeit
- 1 Jahr nach einer akuten Erkrankung von Hashimoto Tyreoiditis (Bei einem Anti-TPO-Titer im Normalbereich dürfen Sie wieder spenden.) Bitte bringen Sie Ihren aktuellen Laborbefund mit!
Wenn wenig viel ausmachen kann, dann solche Informationen. Das, was mir im Gespräch gesagt wurde, hätten Sie vorab klären können. Sowohl durch klare Auskunft als auch durch einen online Ablauf, in dem bereits der Fragebogen ausgefüllt wird.
Vor Ihrer Türe sind seit über 100 Tagen Ihre Kolleg*innen(!) im Streik, die für bessere Arbeitsbedingungen eintreten. Dazu gehört insbesondere mehr Zeit und Qualität für Ausbildung und Patient*innen – und keine aufgeblasene papiergetriebene Bürokratie. Wenn Patient*innen und Blutspender*innen aber wesentliche Informationen erst zu spät gegeben werden, bekommen diese systemrelevanten Fachkräfte auch noch den Unmut ab, den sie nicht zu verantworten haben. Und nun kommt noch eine Hitzewelle, die die Zahl der Blutspenden erfahrungsgemäß sinken lässt.
Solche Prozesse sind nicht neu und selbst ohne tiefe Kenntnisse von Programmierung umsetzbar. Dass es bis heute daran mangelt, belegt für mich, wie notwendig und berechtigt daher auch der Streik ist. Für mich ist dies ein Beispiel, dass der letzte Wille fehlt es zu verbessern. Solch ein Formular kann man innerhalb eines Tages anfertigen und mit einer IT-Abteilung umsetzen – und sicherlich auch in mehreren Sprachen verfügbar machen.
Ich gehe davon aus, dass auch Ihnen jede Minute kostbar und wichtig ist. Daher danke ich für Ihre kostbare Zeit diese Zeilen zu lesen und bin sicher, dass Ihre Besucher*innen und Patient*innen und vor allem alle ihre Mitarbeitenden wertvolle Informationen und Vorschläge haben. Hören Sie ihnen zu und setzen sie es einfach mal um. Und wenn es eine Kultur der Verbesserungen gibt, steigt die Bereitschaft sich daran zu beteiligen. Nicht alles kostet übrigens Geld.
Ich versuche es in 14 Tagen nochmals mit dem Blutspenden.
Herzlichen Dank und alles Gute
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