Die Alemannia aus Aachen gastiert bei der Fortuna in Köln. Der Heimatverein aus der Heimatstadt zu Gast vor der Haustüre. Fußball und Flutlicht passen hervorragend zusammen. Pyrotechnik und Fußball hingegen nicht. Der gestrige Abend war ein Paradebeispiel was im Fußball aktuell falsch läuft.

Die Medien

Gestern begann das Spiel der beiden Vereine auf dem Rasen intensiv, auf den Rängen ruhig. Die Fanlager hatten eine gemeinsame Protestaktion initiiert. Die Spielansetzung an einem Montagabend wird von vielen Fans kritisiert. Der Sender Sport1, der das Ziel des Protestes war und ist, zahlt 6.000 € pro Saison an alle Vereine. 315. je Klub. Viele Fans bleiben lieber auf der Couch als ins Stadion zu kommen. Auch kritisieren die Fans, dass sie in diese Ansetzungen nicht einbezogen werden.

Gestern war es also 30 Minuten still im Stadion. Dann startete ein Trillerpfeifenkonzert der Aachener und Kölner Fans. “Wir pfeifen auf Sport1” stand in großen Lettern auf einem der Transparente. Nach einigen Minuten sah auch der Schiedsrichter ein, dass so kein Spiel gepfiffen werden kann. Er verschwand mit den Spielern in den Katakomben.

1-0 für die Fans während es auf dem Rasen noch 0-0 stand. Der einsetzende Regen störte nicht. Es war Fußballatmosphäre. Wir kennen Bilder von Fans die sich mit Fäusten angehen. Gestern skandierten sie im Wechsel “Scheiss Sport Eins!”.

In der Berichterstattung am Tag darauf war gar von “Zuschauerausschreitungen” die Rede. Allgemein ist zu beobachten, dass Idioten, die Vereinen schaden als Fans bezeichnet werden und damit der Mehrheit der friedlichen Fans gleichgesetzt werden. Solche Krawallmacher und auch die Hooligans werden so zu einem Teil der Mehrheit gemacht – obwohl sie eine eigene egoistische Gruppe sind. Man wünscht sich von den Medien als normaler Fan auch mal die notwendige Rückendeckung. Fußballfans sind eben pauschal keine Verbrecher.

2-0 für die Fans.

Die Ultras aka “Hardcore Fans”

Die Ultras, die überall hinfahren und denen kein Weg zu weit ist, waren treibende Kraft hinter dem Protest. Ultras sind durchaus politisch – was ja zunächst sympathisch ist an den meist jungen Fans. Einer der gängigsten Liedzeilen auf dem Aachener Tivoli ist “Mein Stolz und meine Liebe TSV“. Das Lied selber hört man in fast jeder Fankurve Deutschlands. Sei es BVB, FCB oder VFL. Die Ultras sprechen fortwährend von Liebe.

Leider scheinen sie noch nicht viel Ahnung von Liebe zu haben. Seine Liebe verletzt man nicht. Und erst recht nicht mehrfach. Ultras haben den Ruf Selbstdarsteller zu sein. Und das beweist sich, indem sie lieber für “ein optisches Feuerwerk” sorgen, statt an den Verein zu denken. Vereine müssen Strafe zahlen wenn die eigenen Fans Pyrotechnik zünden. Man kann darüber Streiten und Diskutieren ob das so richtig ist, doch aktuell schadet eben jede Rauchbombe, jedes Bengalo und jeder Böller.

Ob es echte und wahre Fans sind, die für Strafen des Vereins sorgen mag man berechtigt fragen. Ich denke nicht.

Den restlichen Fans, auch als “Normalos” bezeichnet, stinkt dieses Verhalten. Man ist allerdings machtlos. Mehr als sich distanzieren geht nicht. Die Ultras dominieren die Kurve. In Gesprächen erfährt man, dass “Pyro einfach dazugehört” und dass man nicht versprechen kann darauf zu verzichten.

2-2 durch Eigentore.

Die Verbände

Zuständig für die Regionalliga West ist der Fußballverband Mittelrhein. Wie in allen anderen Verbänden und der Deutschen Fußballiga (DFL) sowie dem Deutschen Fußballbund (DFB) schaut man zu. Die runden Tische und Arbeitsgruppen werden kleingehalten. Einige wenige Fansvertreterinnen und Fanvertreter dürfen mitmachen. Die Ergebnisse werden allerdings von den Spitzen ignoriert. 2012 gipfelte dies in einem landesweiten Fanprotest. Seither hat sich die Lage zwar beruhigt, doch passiert ist – nichts.

Weiterhin erhalten die Vereine eine Strafe deren “Fans” sich nicht benehmen. Nach dem Pokalfinale von Alemannia Aachen und Fortuna Köln im Mai 2019 stürmten Fans den Platz. Einige Idioten griffen Polizei und gegnerische Fans an. Auch wurde Pyrotechnik gezündet. Ausrichter war der Fußballverband Mittelrhein. Wie schon im Jahr zuvor waren die Kontrollen am Einlass chaotisch. Die Blöcke waren überfüllt. Hunderte Fans standen eine Stunde vor dem Einlass. Der Verband hat daraus nicht gelernt. Was 2018 schief lief, klappte auch 2019 nicht. Ich wurde in beiden Jahren weder kontrolliert noch abgetastet.

Verantwortlich für die Sicherheit – und damit auch die Kontrollen – ist der Ausrichter. Der Verband selber bestraft sich natürlich nicht. Wohl aber die Vereine, die weder ein Recht noch eine Mitsprache haben.

Man stelle sich mal vor die Gäste einer Party müssen für das Vergehen des Gastgebers zahlen.

Die Vereine

Die Vereine haben bisher ihre Macht nicht genutzt Reformen auf den Weg zu bringen. Recht einstimmig und einhellig werden Beschlüsse gefasst und Gremien gewählt. An den Statuten wird nicht gerüttelt. Dabei wäre es überfällig die Sanktionierung von Vereinen nach Fehlverhalten von Fans zu überdenken und zu überarbeiten. Man vermisst als Fan die Allianz, insbesondere der Vereine die oft betroffen sind. Die Vereine nehmen die Strafen hin und hoffen auf Milde. Die sportliche Gerichtsbarkeit wird nicht in Frage gestellt. Keine Revolte. Keine Ansage “Nein, das zahlen wir nicht!” Kein Präzedenzfall vor Gericht der Klarheit bringt.

Die Vereine spielen das Spiel weiter mit. Die frage nach den Gründen muss gestellt werden. Gerade kleinere Vereine haben Probleme diese Zustände Sponsoren zu erklären.

Keine Änderung in Sicht

Solange gezündelt wird fließt Geld an die verkrusteten und zusehenden Verbände. Das Geld fehlt dann im Kader. Wer also Pyrotechnik zündet schadet massiv dem Verein und auch dem sportlichen Erfolg. Vielleicht kapiert man es ja irgendwann, doch selbst als Optimist sehe ich es derzeit nicht, dass Ultras, Verbände, Medien und Vereine sich an die eigene Nase fassen.



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